Rotterdam, Niederlande (Tag 218 – 17.682 km)

Rotterdam, Niederlande

Burgh-Haamstede

Wir verlassen Brügge am späten Nachmittag und legen in Burgh-Haamstede in den Niederlanden den nächsten Zwischenstopp auf einem freien Übernachtungsplatz ein. Auf dem Weg dorthin überqueren wir das Oosterschelde-Sturmflutwehr. Das imposante Bauwerk ist eine Teil der sogenannten Deltawerke, die die Niederlande vor der Überflutung schützen.

Kinderdijk

Nach einer ruhige Nacht fahren wir am nächsten Tag nach Kinderdijk, wo wir uns die berühmten Windmühlen anschauen wollen.
Da wir vor Ort keinen Parkplatz bekommen, lassen wir uns im 5 Kilometer entfernten Alblasserdam auf einem neuen Stellplatz nieder. Dort erfahren wir dann, dass man von hier aus direkt mit der öffentlichen Wasserbus-Linie 20 nach Rotterdam kommt. Also entschließen wir uns, einige Tage zu bleiben und unseren Rotterdam-Besuch von hier aus zu gestalten.
Mit dem Roller sind wir dann schnell zurück bei den Windmühlen. Diese sind eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Niederlande. Die Gruppe von 19 Windpumpen diente in der Vergangenheit dazu, die Polderbewohner von Kinderdijk trocken zu halten. Man nutzte die Mühlen um den Wasserstand zu regulieren und den Ort vor Überschwemmungen zu schützen, da die Region bis zu 6 Meter unterhalb des Meeresspiegels liegt! Mittlerweile wurde die Funktion der Windmühlen jedoch von modernen Wasserpumpstationen übernommen.
Zwei der Mühlen können wir auch von innen besichtigen. Die anderen sind in Privatbesitz und bewohnt. Von den Mitarbeitern vor Ort erfahren wir, dass so eine Mühle wohl nur 150,- EUR Miete pro Monat kosten würde. Man benötigt allerdings einer „Müller Lizenz“, um die Mühle fachgerecht betreiben zu können. Immer noch müssen regelmäßige Umdrehungen pro Jahr geleistet werden. (Vermutlich eine Auflage der UNESCO.) Eine ziemlich coole Art zu wohnen und so idyllisch, wenn da nicht die vielen Touristen wären.

Rotterdam

Mit dem Wasserbus geht es heute nach Rotterdam. Der Bus bringt uns direkt an die Erasmusbrücke, wo wir gleich das Boot wechseln können und eine Hafenrundfahrt mit einem Ausflugsschiff unternehmen. Da die „Große Rundfahrt“ nur im Juli und August stattfindet, begnügen wir uns mit der kleinen Variante, die uns in die Hafenbecken nahe der Innenstadt führt. Gefällt uns aber trotzdem gut und wir hören und sehen viel Interessantes. Im Anschluss werden wir schon am Ufer erwartet. Unser alter Freund Salvatore aus Thurnaus Partnergemeinde Positano lebt seit 4 Jahren hier in Rotterdam. Wir haben uns mit ihm zum Mittagessen verabredet. Ein schönes Wiedersehen!

Nach dem Essen spazieren wir zum Euromast, einem 186 Meter hohen Aussichtsturm. Auf 100 Meter befindet sich ein Restaurant und eine Aussichtsplattform. Erst 1970 wurde dem Euromast auf dieser Ebene noch ein zusätzliches Element aufgesetzt, das zur heutigen Gesamthöhe führte. Und an dieser Verlängerung schraubt sich nun eine verglaste Aussichtsgondel in die Höhe. Ich muss ehrlich gestehen, ich hatte die Augen geschlossen! Die Aussicht von 100 Metern war für mich schon spektakulär genug. Glücklicherweise dauerte die Fahrt nur 7 Minuten, dann hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen und war erlöst. Manchmal sollte man halt vorher lesen was einen erwartet …
Am nächsten Tag wagen wir uns mit dem Roller nach Rotterdam. Hier in Holland sieht man die meisten Roller auf den Fahrradwegen fahren. Bis wie viel Kubik das genau gestattet ist, und wer wann wo fahren darf, konnten wir nicht genau herausfinden. Wir entschieden uns außerorts für den Radweg und in der Stadt für die Straße.

Zuerst steuern wir die Kubus Häuser an. Diese sollen eine Baumkrone darstellen und bestehen aus einem „Stamm“ und einer „Krone“, in der man wohnen kann. Eines der Häuser ist der Öffentlichkeit als Museum zugänglich, so dass wir einen Eindruck vom Innenleben bekommen. Sehr skurril und nicht besonders praktisch, aber eben auch ganz cool.
Direkt gegenüber liegt die neue Markthalle von Rotterdam. Sie wurde im Jahre 2014 fertiggestellt. Auch architektonisch ein besonderer Bau. Die Halle ist hufeisenförmig und die Vorder- und Rückseite besteht aus einem Netz von Drahtseilen und Glasscheiben. Im Erdgeschoss der Halle sind Verkaufsstände und Restaurants, die uns mit allerlei Leckereien verwöhnen. An den Außenfassaden befinden sich vom 2. bis zum 11. Stockwerk Wohnungen. Echt ein beeindruckendes Gebäude.

Unser Verdauungsspaziergang führt uns weiter zum Hauptbahnhof. Auch hier hatten die Architekten wohl ihren Spaß. Insgesamt muss man sagen, dass Rotterdam einiges an moderner Architektur zu bieten hat. Die Stadt feiert aktuell „75 Jahre Wiederaufbau“ nach dem 2. Weltkrieg. Anlässlich dieses Jubiläums hat ein Architektenbüro eine Großinstallation in der Stadt errichtet. Direkt neben dem Hauptbahnhof führt eine riesige Freilufttreppe, genannt „The Stairs“, über ein 20 Meter hohes und 75 Meter breites Gerüst auf das benachbarte Bürogebäude. Dort erreicht man eine Aussichtsplattform und einen Rundgang, der zahlreiche Ausblicke auf die Stadt gewährt.
Zum Abschluss besuchen wir noch den „Alten Hafen“ und machen uns dann wieder auf den Weg zurück zu unserem Stellplatz.